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1. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 4

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
4 Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches. 1. die Landeshuter Senke am Ostrande des Riesengebirges^sie benützt die Bahnlinie Landeshut—josefstadt—königgrätz,) welche Schlesien mit Böhmen verbindet, ' 2. das Tal der Glatzer Neiße, durch das die Bahn von Glatz nach Brünn und Wien führt, 3. die Oderfenke oder Mährische Pforte mit der Bahnlinie Oderberg —Brünn—wien. In Schlesien vereinigen sich diese Sudetenwege alle in Breslau, dem Zentrum des Schleichen Bahnnetzes. Mit Österreich hat Deutschland die längste Grenzstrecke gemein, Donan, Elbe und Oder und zahlreiche wichtige Schienenwege (rund 40 an der Zahl) verknüpfen die beiden Staaten miteinander, eine tausendjährige Geschichte und die gleiche Nationalität verbinden sie anch politisch anss engste. Durch Öster- reich-Ungarn ..führen Deutschlands Wege nach dem Orient und der Adria, durch Deutschland Österreichs Wege nach der Nordsee und deren Gestadeländern und nach den Vereinigten Staaten von Amerika. Diese Umstände zusammen haben die natürlichen Verkehrsschranken zwischen den beiden Ländern überwunden und einen äußerst regen Warenaustausch erzeugt. Deutschlands Ausfuhr nach Öster- reich ist nächst der nach England die größte. f) Die deutsch-russische Greuze unterlag vielen Schwankungen, beson- ders durch die 3 Teiluugen Polens (1772, 1775, 1795). Sie ist völlig offen und begünstigte daher das Vordringen der deutschen Kolonisatoren weithin gegen Osten, so daß heute zahlreiche deutsche Inseln Polen und die russischen Ostsee- Provinzen durchsetzen. Neben den beiden Hauptlinien Eydtknhnen—petersburg und Thorn—warschau—moskau verbinden die Nachbarländer auch die gemein- samen Ströme Weichsel und Memel, und so steht Dentschlands Handel mit Nnß- land mit an vorderster Stelle. g) Die deutsch-dänische Grenze, obwohl politisch lange Zeit ein Gegen- stand heftiger Kämpfe (1848, 1849, 1850, 1864), ist wirtschaftlich ohne erheb- lichen Belang infolge des kürzeren Seeweges. ^ h) Die deutsche West grenze kann vom Nordende des Wasgenwaldes an als offen gelten. An die französische Grenz? führen 4 natürliche Tore- 1. das Moseltal von Koblenz nach Metz, 2. die Senke von Kaiserslautern von der Vorderpfalz nach Saarbrücken und Metz, 3. der Zaberner Steig, den Rhein-Marne-Kanal entlang von Straß- bürg nach Nancy, Tonl, Chälons f. M., 4. die Senke von Belsort oder die Burgundische Pforte (mit dem Rhein-Rhone-Kanal). Die politische Spannung seit dem Jahre 1870 behiudert eine lebhaftere Handelsentwicklung zwischen Frankreich und Deutschland. Von großer wirtschaftlicher Bedeutung erscheint die Grenze gegen Belgien und Holland. Beide Länder ziehen, weil dem Atlantischen Ozean

2. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 5

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Die geographische Lage des Deutschen Reiches. 5 näher gelegen als die deutschen Küstengebiete, die Ausfuhr der gewerbetätigsten Provinzen Deutschlands mit Macht nach der Rhein- und Scheldemündnng, nach Rotterdam und Antwerpen. Deutschlands Seegrenze. Die Seegrenze nimmt 1270 km, d. i. etwa ein Viertel der Landgrenze des Reiches ein. In dieser Hinsicht ist Deutschland eine Art Mittelstellung angewiesen zwischen den überwiegend kontinentalen Staaten des Ostens, Rußland und Österreich-Ungarn, und dem insularen England wie dem nahezu halbinsnlarcn Frankreich im Westen. Zufolge der Natur seiner Grenzen ist Deutschland konti- neutal und ozeanisch zugleich, doch überwiegend kontinental. Ii. Die geographische Lage des Deutschen Reiches. 1. Deutschland als Herzland Europas. Das Deutsche Reich liegt inmitten des europäischen Kontinents. Drei Groß- mächte: das Kaisertum Rußland, die Österreichisch-Ungarische Monarchie und die Republik Frankreich, dann fünf Kleinstaaten: die Schweiz, das Großherzogtum Luxemburg und die Königreiche Belgien, Holland und Dänemark umgrenzen es. Nur ein Randmeer, die Nordsee, trennt Deutschland von England, dem industrie- und handelsreichsten Lande der Erde, nur schmale Meeresstraßen (Sund, Katte- gat, Skagerrak) und ein Binnenmeer, die Ostsee, scheiden es von den skandina- vischen Königreichen Norwegen und Schweden. Der Alpenwall bildet zwar eine hohe natürliche Grenzmauer gegen das an Naturerzeugnissen reiche Italien, aber vielbenutzte Schienenwege (Gotthard, Brenner, Semmering) haben dessen Verkehrs- hindernden Einflnß bedeutend gemindert. Die unmittelbare Nachbarschaft der bedeutendsten Kultur- und Handelsstaaten des Erdteils begünstigt in hohem Maße den Handel und Verkehr Deutschlands mit seinen Nachbarstaaten. Dank seiner zentralen Lage in Europa vermittelt Deutschland hauptsächlich den Warenaustausch zwischen dem industriellen Westen und dem vorwiegend ackerbautreibenden Osten des Erdteils wie den Verkehr zwischen dem Norden und Süden. Zwei westöstliche und zwei nordsüdliche Weltverkehrslinien durch- schneiden das Reich in seiner ganzen Ausdehnung, nämlich die Linien: Paris— Berlin—petersburg (Nordexpreßzug) und Paris—münchen—wien—konstanti- nopel (Orientexpreßzug); dann die Linien Berlin—münchen—rom (Nord-Süd- expreßzng) und Vlissingen—köln—gotthard—genua. Eine wachsende Bedeutung gewinnen diese Linien durch ihre Anschlüsse im Osten und Südosten. , X An das russische Bahnnetz schließen sich an: Vi. die Transsibirische Bahn mit den Endpunkten Wladiwostok, Dalni und Port-Arthnr am Stillen Ozean/, x 2. die Linie Samara—orenbnrg—taschkent/ 3. die Transkaspische Bahn mit dem Endpunkte Andischan am Fuße des zentralasiatischen Hochlandes. Ferner erhalten die Anatolischen Bahnen ihre Fortsetzung in der Bagdad- bahn zu dem Zwecke, die fruchtreichen Enphrat- und Tigrisländer aufs neue der

3. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 6

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
6 Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches, Kultur zu erschließen und eine neue Umlegung des Weges nach dem vielbegehrten Indien zu bewirken. Deutschland ist so das wichtigste Dnrchgangsland des euro- päischen Binnenverkehrs. Die zentrale Lage Deutschlands bringt aber auch schwere Gefahren mit sich. Die Nachbarstaaten Deutschlands sind zum Teil Militärstaaten ersten Ranges. In eben diesem Umstände liegt eine stete Gefährdung der politischen und wirt- schaftlichen Machtstellung des Reiches. Deutschland bedarf daher zu seiuem Schutze sowohl stark bewehrter Grenzen wie auch einer gefürchteten militärischen Macht und politischer Bündnisse. Durch Natur, Geschichte und Verträge ist es am engsten mit Österreich-Ungarn verknüpft, und diese beiden Mächte bilden noch heute im Vereine mit Italien den europäischen Dreibund. 2. Deutschlands Lage nahe dem Mittelpunkte der Landhalbkugel. Denkt man sich die Erdkugel in eine nordöstliche oder Landhalbkugel und eine südwestliche oder Wasserhalbkugel geteilt, so bilden die Mitte der Landhalbkugel Südengland und Nordfrankreich, die Mitte der Wasserhalbkugel Neu-Seelaud. Der Verkehr sucht, einem natürlichen Gesetze folgend, stets den kürzesten Weg, er strebt also, wie nach der Mitte der einzelnen Länderräume, so auch nach der Mitte der bewohnten Erde hin. Nahe diesem Zentrum liegen alle Randstaaten der Nordsee, und anch das Deutsche Reich genießt die Vorteile dieser Lage. Seine Beziehungen zu den übrigen Teilen der Erdfeste werden durch die Lage nahe dem Mittelpunkt der Landhalbkugel wesentlich erleichtert sowohl zu Wasser wie zu Lande. 3. Deutschlands Meereslage. Im Norden weist das Meer seine Anwohner vor allem auf den Verkehr mit den kulturell hochentwickelten Völkern der Gegengestade und dann mit den überseeischen Ländern hin. Die ruhmreiche Geschichte der Hanse und die glänz- volle Entwickelung unseres überseeischen Handels in der Gegenwart, der nur mehr von dem Englands übertroffen wird, zengen lant davon, daß das deutsche Volk im Meere „eine Quelle seiner Größe", einen Lebensnerv seines Wirtschaft- lichen Gedeihens erkannt hat. So ist Deutschland dank der Gunst seiner Lageverhältnisse in der Tat ein Land des Handels und des Verkehrs. Geographische Länge. Die westöstliche Ausdehnung Deutschlands reicht von 6° bis 23° ö. 2. v. Gr., also über 17 Längengrade — 17 ■ 70km= 1200 km. Sie hat zur Folge,^ daß der äußerste Osten und der äußerste Westeu nur eine Stnnde Zeitunterschied haben. Dieser Zeitunterschied findet aber feilte Ausgleichung durch die „Mittel- europäische Zeit". Diese wird bestimmt nach dem 15.° ö. L. v. Gr., dem Meridian von Stargard. Die einheitliche Zeit erleichtert in erheblichem Maße die Einrichtungen des Fernverkehrs im ganzen Reiche.

4. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 17

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Deutschlands Bodengestalt in ihrer Bedeutung für Bewässerung -c. 17 Mittel- und Unterlauf, die für die Schiffahrt wichtigsten Flußstrecken, kommen zur reichen Entfaltung. Die Lage der Nebenflüsse und die geringe Höhe der Wasserscheiden ermög- lichen vielfach eine leichte Verbindung der Hauptströme durch Kanäle.^ Der Wasserstand der Ströme ist mit Ausnahme der Alpenflüsse im ganzen ziemlich abgeglichen. Hinsichtlich der Ausdehnung ihrer Gebiete nehmen sie eine Mittelstellung nnter den Flußsystemen des Erdteils ein. Deutschland hat 15000 km Wasser- straßen, die dem großen Schiffsverkehr zugänglich sind, und nur Rußland über- trifft es hierin. Verbindende Wirkung der deutschen Ströme. Die deutschen Flußsysteme verbinden die drei Höhenstufen innig miteinander: der Rhein Hoch- gebirge, Mittelgebirge und Tiefland; Weser, Elbe und Oder Mittelgebirge und Tiefland. Die vereinigende Kraft der Ströme bringt auch die Menschen einander näher und unterstützt zugleich die Vereinheitlichung des gesamten deutscheu Lebens in geistiger wie wirtschaftlicher Beziehung, namentlich aber in Hinsicht auf den Verkehr. Die deutschen Ströme ganz besonders verketten Deutschland zu einem einheitlichen Wirtschaftsgebiete. Einfluß der Bodenge st alt auf den Anbau und Verkehr, a) Von größter wirtschaftlicher Bedeutung ist das Vorherrschen des Tieflandes in Deutsch- land, das fast 2/3 der Gesamtfläche einnimmt. Es umfaßt nicht bloß die Nord- deutsche Niederung mit ihren tiefeingreifenden Buchten am Rhein, der Ems, der Saale, Elbe und Oder, sondern auch die langgestreckte Oberrheinische Tiefebene mit der breiten Frankfurter Bucht, die Wetterau, den Untermain bis Schwein- fnrt, das untere Neckartal bis gegen Stuttgart und das Moseltal bis Metz. Das Tiefland ermöglicht eine reiche Entfaltung des Flußnetzes, es setzt der Anlage von Schienen- wie Kanalwegen fast keine Hindernisse entgegen, es ist klimatisch bevorzugt gegenüber dem Hochlande, und es bietet auch dem Ackerbau die günstigsten Bodenverhältnisse dar. Die Zusammenlagerung des Tieflandes mit dem Meere, dann die alten ostwestlichen Talzüge, große, von der Natur geschaffene Verkehrswege, erscheinen als weitere Vorzüge des Norddeutschen Tieflandes. b) Auch die zahlreichen Mittelgebirge, die das Reich in seiner Mitte wie im Süden erfüllen, erweisen sich in Wirklichkeit lange nicht in dem Maße Verkehrs- störend und sondernd, wie dies lange zum Schaden unserer wirtschaftlichen und politischen Entwicklung angenommen wurde. Der deutsche Boden ist trotz seiner zahlreichen Gebirge recht wegsam. Zu den großen Wasserstraßen, die die Mitteldeutsche Gebirgsschwelle durch- ziehen, gesellen sich noch die breite Talsenke der Wetterau. die von Frankfurt nach Kassel führt, und weiterhin das Tal der Leine,^as zur Weser und zur Nordsee leitet, die breite Bucht des Grabfeldes zwischen dem mittleren Main- und dem Werratale, die Senken im Osten und Westen des Fichtelgebirges und die wichtigen tsndetentore. Die Wa^erscheiden in den Mittelgebirgen liegen oft nur wenige Meter

5. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 18

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
18 Uberschau der geographischen Verhältnisse des Reiches. Über den Quellgebieten, so besonders zwischen dem Donau- und Maingebiet im Fränkischen Jura. Bei Treuchtlingen hat die Bodenschwelle zwischen Rezat und Altmühl 5 m Höhe, bei Neumarkt in der Oberpfalz entspringen die abzweigenden Flüsse aus einer und derselben sumpfigen Hochfläche. Dieser Umstand ermöglicht die Ausbildung eines großartigen, Nord und Süd verbindenden Kanalnetzes in Deutschland, eine Aufgabe der nahen Zukunft. Die Täler der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle liegen tief und geschützt und zeichnen sich daher durch mildes Klima und reicheu Bodenertrag aus. c) Selbst die Alpen, obwohl ein Hochgebirge, erweisen sich in hohem Maße wegsam. In den breiten Tälern des Lechs, der Isar und des Inn führen be- queme Pfade nach Österreich, durch das Jnntal geht die Bahn zum Brenner und weiterhin nach Süden, zahlreiche Sackbahnen dringen mehr oder weniger tief ins Hochgebirge ein, das überdies durch treffliche Straßen und einen aus- gedehnten Post- und Automobilverkehr uach allen Richtungen erschlossen ist. Deutschlands Bodenformen stellen also dem Verkehr nirgends unnberwind- liche Hindernisse entgegen, sie erweisen sich diesem vielmehr zumeist sehr günstig.

6. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 27

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Photographie von Schaar & Dathe, Trier. Deutsches Verkehrsleben. Rheinbrücke bei Bonn. Die hohe Entwicklung der Industrie hat in den Rheinlanden auch eine außerordentliche Steigerung des Verkehrs zu Land und zu Wasser erzeugt, und die wachsenden Ansprüche stellen der Technik immer neue und schwierigere Aufgaben. Besonders im Brückenbau offenbart sich die verkehrstechnische Entwicklung eines Landes, und in dieser Hinsicht steht Deutschland mit England und Amerika in edlem Wettbewerb. Wahre Wunderwerke der Brückenbaukunst überspannen den Rheinstrom bei Kehl, Mannheim—lndwigshasen, Mainz, Koblenz, Bonn und Köln, die dem Eisenbahn-, Fuhr- werk- und Personenverkehr gleichermaßen dienen und dereu Herstellung Millionen gekostet hat. Deutsches Berkehrsleben. Kaiser Wnhelm-Brücle bet Müngsten. Alle Brückenbauten Deutschlands und in Hinsicht auf ihre Höhe (107,6 m) alle Brücken der Welt übertrifft die Kaiser Wilhelm-Brücke bei Müngsten. Das schlnchtartige Wuppertal vermag den Verkehr seiner zahlreichen Fabrikstädte und insbesondere den direkten Verkehr zwischen Solingen und Remscheid nicht mehr zu tragen. Man erbaute daher die Brücke bei Müngsten, einem kleinen, in der Richtung Solingen—remscheid an der Wupper liegenden Orte. In einem gewaltigen Bogen schwingt sicti die 500 m lange Riesenbrücke über die Talenge der Wupper mit einer Spannweite von 170 m. Sie übertrifft in ihren Dimensionen die kühnsten Brückenbanten Amerikas und gilt mit Recht als ein Wunderwerk der Technik.

7. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 29

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Das deutsche Volkstum. 29 In der Gesamtlänge seiner Eisenbahnen (60000 km) wird Deutschland nur von den Vereinigten Staaten Übertrossen; in der Dichte seines Netzes gehen ihm nur Belgien und England, letzteres um ein geringes, voran. Deutschland hat ferner ein hochentwickeltes Telegraphen- und Fern- sprechnetz. Im Fernsprechverkehr, dem jüngsten Zweige des Verkehrswesens, nimmt das Reich unter allen andern Ländern Europas weitaus den 1. Platz ein. — Zwei überseeische deutsche Kabel verknüpfen Deutschland mit Nordamerika (New Jork) und ein drittes mit Südamerika (Emden—monrovia—pernambuco). Deutschlands Postwesen wurde unter Generalpostmeister Stephau, dem Begründer des Weltpostvereins, vorbildlich sür die ganze Welt. In der modernen Ausgestaltung seines Binnenschiffahrtswesens schreitet Deutschland rüstig fort. Zwar drängte die Einführung der Eisenbahnen geraume Zeit hindurch den Flußverkehr zurück, neuerdings aber gewinnt auch dieser steigende Wich- tigkeit, und heute beträgt die Länge der deutschen Flußschiffahrtswege 15000 km — 1j4 der Schienenwege. Die Kanalisierung der Flüsse zur Gewinnung von Großschiff- sahrtswegen schreitet fort. Das vielverzweigte ostdeutsche Wasserstraßennetz lehnt sich an die Elbe, das neue westdeutsche an den Rhein; an diesen suchen auch Bayern und Württemberg durch neue Kanalprojekte immer engeren Anschluß zu gewinnen. Den stärksten Aufschwung aber hat die deutsche Seeschiffahrt genom- men. Die deutsche Handelsflotte ist heute die zweitgrößte der Welt, nur die des britischen Weltreiches überragt sie ums Vierfache. Der Schwerpunkt der deutschen Seeschiffahrt liegt in der Nordsee; an ihrer Küste sind auch die beiden größten Seeschiffahrtsgesellschaften der Welt entstanden: die Hamburg-Amerika-Linie mit dem Sitz in Hamburg und der Nord- deutsche Lloyd mit dem Sitz in Bremen. Der Wert der ganzen deutschen Handelsflotte wird auf 1 Milliarde M, be- rechnet, und ihre gefamte Besatzung beträgt (1911) 64000 Mann. Aus den deutschen Schiffswerften arbeiten an 50000 Mann, und etwa 10 Millionen Menschen — fast 1j6 der ganzen deutschen Bevölkerung werden direkt oder indirekt vom deutschen Seehandel ernährt. Viii. Das deutsche Volkstum. Das deutsche Volkstum ist trotz aller Mannigfaltigkeit im einzelnen nach Abstammung, Sprache und Geschichte gleichartig. Der Abstammung und Sprache nach gehört das deutsche Volk zu den Jndogermanen (einer Gruppe der mittelländischen Rasse), und zwar bildet es den südlichen Zweig der germanischen Völkerfamilie. Die deutsche Sprachgrenze ist gegen die Romanen im Westen und Süden schars abgegrenzt, verliert sich aber gegen die Slaven in zahlreichen er , Sprachinselm Politisch bildet das Reich seit dem Vertrage zu Verdun - 1 -v'. (843), also seit mehr als tausend Jahren, eine Einheit, nah^u ununter- Krochen, wenn auch zeitenweise nur locker zusammengehalten durch die deutsche Kaiseridee. Fischer-Geistbeck, Erdk. f Höh. Mädchenschulen. Ausg. C. Vi. Seil. 4. Aufl. 3 /

8. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 32

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Einzelgebiete. B. Einzelgebiete. I. Die deutschen Meere und ihre Küsten. Die Mordsee und ihre Küste. Natur. Die Nordsee oder das Deutsche Meer hat den Charakter einer Flachsee; dazu ist sie gefährlich durch Sandbänke, starke Fluten und heftige Stürme. Sturmfluten haben an der durchweg flachen und daher den Wogen des Meeres leicht zugänglichen Küste schon große Verheerungen angerichtet. So bildet die ganze vorliegende Reihe der Ost- und Nord friesischen Inseln den alten ehemaligen Dünensaum des Festlandes (s. Farbentafel). Auch wird der Zu- gang zur Küste infolge der Untiefen und Sandbänke nur durch zahlreiche Seezeichen (Tonnen, Baken, Leuchttürme, Leuchtschiffe usw.) ermöglicht. Die zahlreichen Ge- fahren der Nordsee wurden zu einer ausgezeichneten Schule der deutschen See- Völker, der Sachsen und Friesen, die das ganze Mittelalter hindurch das „Deutsche Meer", wie die Nordsee allgemein hieß, beherrschten. Ihre zähe Aus- dauer wußte selbst in den Zeiten völligen Zerfalls der Reichsmacht die fast ungestörte Blüte der beiden Hansestädte Bremen und Hamburg zu erhalten. Verkehrsbedeutung. Ihre Hauptbedeutung für Deutschland hat die Nordsee trotz aller Gefahren, die auf ihr drohen, und trotz ihres ungünstigen Küsten- charakters als Verkehrsstraße. Zu den Gestadeländern der Nordsee zählen nämlich die ersten Handels- und Industriegebiete des Erdteils: Holland, Belgien, Frankreich, England. Weite Meeresbuchten (wie Dollart- und Jadebusen) und die breiten Mündungen der Ströme ersetzen den Mangel einer guten Küste; die Flußmündungen, diese natürlichen Tore des Verkehrs, öffnen sich überdies starken Gezeiten und werden dadurch bis tief ins Binnenland hinein für die größten Handelsschiffe zugänglich. Endlich ist die Nordsee dank den Einwirkungen des Golfstroms den Winter hindurch eisfrei und gestattet so die ununterbrochene Verbindung mit den übrigen Gestadeländern und dem Weltmeere. Die Nordsee, ein Raudmeer, ist Deutschlands wichtigster Wasserweg. Der Nordsee gehört der wichtigste Teil der deutschen Küste an: die Elbemündung samt der Pforte des Nordostseekanals. Küstenstädte. An den Eingangstoren der Nordsee haben sich auch die Hauptstapelplätze des überseeischen Handels entwickelt: an der Wesermündung Bremen und an der trichterförmigen Elbemündung Hamburg. Gesamtverkehr der wichtigsten deutschen Seehäfen im Jahre 1909 in Millionen Tonnen. Hamburg . . , 24,0 Bremerhaven . . - 3,4 Stettin .... - 3,2 Bremen .... ■ 2,9. Zum Vergleich: London .... 35'° Liverpool . . . 23,7 Antwerpen . . --—--21,4.

9. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 33

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Die deutschen Meere und ihre Küsten. 33 An der Elbe liegt die Freie und Hansestadt Hamburg. Sie erfreut sich einer äußerst günstigen Lage. Die vordringende Flut macht Hamburg noch für Seehandelsschiffe erreichbar, und die seenartige Erweiterung der Alster, eines Nebenflusses der Elbe, ermöglichte ansehnliche Hafenanlagen, die seither eine großartige Erweiterung erfuhren, vor allem durch den sog. Freihafen. Die Elbe und ihre Nebenflüsse verbinden mit Hamburg auch überaus Produktenreiche Gegenden Deutschlands und Österreichs. So .ist es einerseits der Hauptausfuhr- Hafen für die Erzeugnisse Deutschlands und Österreichs und der Haupteinfuhr- Hafen für Kolonialwaren anderseits. Als Seehafen nimmt es unter allen See- städten des Kontinents den ersten Rang ein (Abb. S. 30 u. 31). Seiner Einwohner- zahl nach (940000 Einw.) ist es die zweitgrößte Stadt des Reiches. An der Weser: die Freie Hansestadt Bremen, 250000 Einw.; sie ist die zweitwichtigste Seehandelsstadt des Deutschen Reiches, der bedeutendste Ein- suhrhasen für Reis, Tabak und Baumwolle, zugleich der größte deutsche Aus- Wandererhafen und Sitz des Norddeutschen Lloyd (Abb. S. 30), der mit der Ham- bnrg-Amerika-Linie zu den größten Schiffahrtsgesellschaften der Erde zählt. Seinen Seehafen besitzt es in Bremerhaven an der Mündung der Weser. Das Zurückbleiben Bremens gegenüber Hamburg erklärt sich daraus, daß es an einem kleineren Flusse liegt und eines ausgedehnten, wirtschaftlich und industriell bedeutenden Hinterlandes entbehrt. Pie Ostsee und ihre Küste. Natur. Die Ostsee oder das Baltische Meer ist gleichfalls eine Flach- see wie die Nordsee, aber ein Binnenmeer. Infolge ihrer Abschließung vom Ozean hat sie eine kaum merkliche Flut, und wegen ihrer zahlreichen Zuflüsse ist sie sehr salzarm. Gliederung. In das Festland greift die Ostsee mit zahlreichen Buchten ein; ihre Küste weist eine reichere Gliederung auf als die der Nordsee. Von der dänischen Küste bis Lübeck erstreckt sich die Fördenküste (Abb. S. 34), die zu den schönsten Küsten der Welt zählt; sie hat überall schön bewaldete Hügel, in welche tiefe Buchten eindringen, an denen freundliche Hafenstädte hinziehen. Die größte und sicherste dieser Buchten ist die von Kiel, weshalb Kiel auch Reichskriegshafen geworden ist. Von der Kieler Bucht führt der Kaiser-Wilhelm-Kanal zur Nordsee. Er ist 96 km lang und für die größten Schiffe fahrbar. Der Kanal erspart den durch Sandbänke und Felsenriffe gefährlichen und weiten Weg durch die beiden Belte und den Sund und bringt die Ostseehäfen in rasche Verbindung mit den der- kehrsreicheren westlichen Gewässern. Ferner ermöglicht er die Vereinigung der deutschen Kriegsflotte auf dem nächsten Weg und ohne Benutzung fremder Wasserstraßen zum Schutze der deutschen Seestädte und des deutschen Seehandels. Rücksichten auf den Seeverkehr und die Landesverteidigung haben die Erbauung dieser Wasserstraße veranlaßt. An die Fördenküste reiht sich die Haffküste mit dem Stettin er, Frischen und Kurischen Haff. Die beiden letztgenannten Haffe sind durch Nehrungen (Landzungen mit Dünen), das Stettiner Haff durch die Inseln Usedom und W oll in von der offenen See abgetrennt. Auch hier sind die Haupthandels-

10. Das Deutsche Reich, Zusammenfassende Darstellung der mathematischen Erdkunde, Wiederholung der außereuropäischen Erdteile, Grundzüge der Handelsgeographie und Verkehrswege - S. 37

1913 - Berlin [u. a.] : Oldenbourg
Die deutschen Meere und ihre Küsten. 37 geringere Ausdehnung als die der europäischen Westmächte. Gleichwohl sprechen zahlreiche Gründe für unser Recht auf das Meer. 1. Geographische Gründe. Das Deutsche Reich hat Anteil an der Nord- und Ostsee, und durch diese wird es mit deren Gestadeländern und mit den überseeischen Gebieten verknüpft. Die Länge der deutschen Küste macht immerhin ein Viertel der gesamten Landesgrcnze aus. Die große Hauptabdachung des Landes geht nach dem Ozean; alte deutschen Ströme — das Flußsystem der Donau ausgenommen — streben nach der Nord- und Ostsee hin und setzen dadurch das Meer mit einem weitausgedehnten und sehr produktiven Hinterland in Verbindung. Auch fehlen nicht gute natürliche Hafeuplätze; solche bieten die lang- gestreckten Förden von Schleswig-Holstein, dann die breiten Trichtermündungen der großen Ströme, an denen auch Deutschlands Haupthandelshäfen empor- gewachsen sind. Dazu ist die Nordsee durch ihre ganze Natur, insbesondere durch ihre heftigen Stürme, eine vortreffliche Schule für den deutschen Seemann. 2. Wirtschaftliche Gründe. Die starke Zunahme der Bevölke- rung des Deutschen Reiches (jährlich um 800000 Seelen) veranlaßt alljährlich Tausende unserer Landsleute zur Auswanderung in überseeische Gebiete, so daß wir schon aus diesem Grunde ein lebhaftes Interesse daran haben, den Verkehr zur See aufrechtzuerhalten, um gegebenenfalls den in der Fremde lebenden Stammesgenossen den Schutz des Vaterlandes angedeihen zu lassen^). In den überseeischen Gebieten sind in landwirtschaftlichen und gewerblichen Unternehmungen 9 Milliarden deutscher Kapitalien angelegt, vor allem in Amerika; aber auch in Afrika, Australien und manchen Teilen Asiens arbeiten Hunderte von Millionen deutschen Geldes. Unsere Industrie bezieht einerseits einen großen Teil ihrer Rohstoffe (nahezu 3/4) aus fernen Ländern, z. B. Baumwolle, Seide, Wolle, Tabak, Kaut- schuk, anderseits bedarf sie der Beziehungen zu diesen Ländern für den Absatz ihrer Erzeugnisses. Die deutsche Handelsflotte hat in den letzten Jahrzehnten so große Fortschritte gemacht, daß sie heute in ihrer Leistungsfähigkeit unter allen Welt- handelsflotten den zweiten Rang einnimmt. Der deutsche Außenhandel, welcher 1910 einen Gesamtwert von rund 17^ Milliarden Mark darstellt (England 24,7 Milliarden Mark), ist zum weitaus größeren Teile Seehandel; es entfallen aus ihn reichlich 2/3 des gesamten deutschen Außenhandels. 1) 1909 wanderten 24931 Deutsche aus. Im Auslande leben 3 Millionen geborene Deutsche und 700 000 Reichsangehörige. 10—11 Mill, sprechen in den Vereinigten Staaten die deutsche Sprache. 2) Einfuhrwerte wichtiger von Übersee bezogener Rohstoffe i. £5. 1909: Baumwolle . . 563 Mill. Mk. Chilesalpeter . . 120 Mill. Mk. Kautschuk und Petroleum ... 66 „ „ Guttapercha . 153 „ „ Palmkerne u. Kopra 116 „ „ Seide .... 193 „ „ Jute.....52 „ „
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